Bier komponieren und in sieben Tagen brauen

Braufässchen-Gründer
Die Braufässchen-Gründer (v.l.) Ping Lu, Dominik Guber und Wolfgang Westermeier (Foto: Braufaesschen.com)
Braufässchen-Brauset
Zutaten für mehr als 100.000 Geschmacksrichtungen: Das Braufässchen-Brauset (Foto: Braufaesschen.com)
Braufässchen-Biertest
Das Konzept wird ständig weiterentwickelt. Biertest mit Braufässchen-Gründer Wolfgang Westermeier (r.), Axel Rauch (M.), Produktentwicklung bei der Customized Drinks GmbH, und dem Wasserburger Biersommelier Klaus Artmann

"Braufässchen" heißt ein Brauset, das ein Münchner Start-up 2012 auf den Markt gebracht hat und mit dem man aus individuell zusammengestellten Zutaten innerhalb weniger Tage sein eigenes Bier herstellen kann. Die Nachfrage nach dem Produkt steigt kontinuierlich. Das Verfahren wird ständig weiterentwickelt.

Sieben Tage braucht man, um mit dem Brauset "Braufässchen" sein eigenes Bier herzustellen. Zuerst wählt man mithilfe eines "Konfigurators" auf der Website www.braufaesschen.com aus, was für eine Sorte man brauen möchte. Das kann beispielsweise ein Pils, Helles, Weizenbier, Dunkles oder auch India Pale Ale sein. Anschließend bestimmt man die Hopfenintensität und damit, wie herb oder auch mild das Gebräu werden soll. In einem letzten Schritt können weitere Zutaten wie Grapefruit, Himbeere, Honig oder amerikanisches Eichenholz hinzugefügt werden. Insgesamt sind mehr als 100.000 Kombinationen möglich, heißt es auf der Braufässchen-Homepage. Die Ingredienzen werden zusammen mit einem 5 l-Fass und einer Brauanleitung geliefert. Jetzt muss man die Rohstoffe nur noch in das Fass geben und dieses mit Leitungswasser füllen. Danach lässt man das Gemisch fünf Tage lang gären, bevor es für zwei weitere Tage zum Nachreifen in den Kühlschrank kommt. Schon ist das Bier fertig und kann gezapft werden. Je nach Zutatenkombination kostet das Ganze zwischen 29 und 40 Euro.

Weg vom Einheitsbrei
Entwickelt haben das Braufässchen-Verfahren drei junge Unternehmer. Die Idee kam ihnen während ihres Studiums an der TU München. Sie fanden, dass viele gängige Biere, die im Handel erhältlich sind, ziemlich gleich schmecken und wollten Gerstensäfte mit eigenen Geschmacksnoten kreieren. Es folgten einige Heimbrauversuche, bei denen sie ernüchtert feststellten, dass das Herstellen von Bier nicht zuletzt wegen des hohen Reinigungsaufwands alles andere als einfach ist. "Damals haben wir unsere Mitbewohner abwechselnd mit malzverklebten Geschirr, dreckigen Küchen und nur schwer genießbarem Bier in den Wahnsinn getrieben", so Wolfgang Westermeier, einer der Braufässchen-Gründer.

Schließlich begannen die drei zu rechnen und zu experimentieren. Ein neues Verfahren sollte entstehen, um Bier einfach, schnell und unkompliziert nach eigenen Wünschen brauen zu können. Der Brauvorgang sollte direkt im Fass erfolgen, um Prozesse wie Reinigen, ständiges Abwiegen von Zutaten und Umfüllen zu vermeiden. Bis es soweit war, dauerte es noch eine Weile. Als besonders schwierig erwies sich, spritziges Bier mit genügend Kohlensäure herzustellen. Mit einigem Aufwand gelang es, ein Fass mit einem speziell konstruierten Überdruckventil zu entwickeln. Dieses sorgt dafür, dass beim Gärvorgang CO2 zurückgehalten wird, damit sich ausreichend Kohlensäure bildet, und gleichzeitig genug Überdruck entweicht, sodass der Brauprozess sicher und problemlos funktioniert. Danach ging es noch darum, die richtigen Rohstoffe auszuwählen und zu besorgen, wobei ein Diplom-Braumeister half.

Von Anfang an große Nachfrage
Als alle Hürden überwunden waren, gründete das Braufässchen-Team 2012 eine eigene Firma, die Customized Drinks GmbH, und begann mit dem Verkauf. Die Resonanz war groß, die Nachfrage stieg schnell. Die Medien berichteten ausführlich. In der TV-Wissensmagazin "Galileo" wurde das Brauset als "Sommererfindung des Jahres" angepriesen. 2014 folgten mehrere Großaufträge für den Einzelhandel. Um Produktion und Versand weiter stemmen zu können, wurde eine größere Betriebsstätte in München-Laim angemietet. 2015 erreichte die Zahl der verkauften Fässer 75.000.

Ständige Weiterentwicklung
Die Braufässchen-Macher arbeiten ständig daran, Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und das eigene Produkt weiterzuentwickeln. Zutaten werden immer wieder variiert und verschiedene Hefen und Hopfensorten ausprobiert. Sehr großen Einfluss auf den Geschmack des Bieres hat das Brauwasser. Setzt man eine Braumischung mit Wasser an, das einen hohen Härtegrad aufweist, bekommt man ein völlig anderes Ergebnis als beispielsweise mit "sanftem" stillem Mineralwasser. Um sicherzustellen, dass der Kunde auf jeden Fall ein befriedigendes Endprodukt erhält, werden immer wieder Versuche mit Wasser aus verschiedenen Quellen durchgeführt. In Tests werden regelmäßig Fachleute aus der Braubranche einbezogen. Einer davon ist der Wasserburger Biersommelier Klaus Artmann. "Die Möglichkeiten, mit dem Braufässchen-Verfahren Bier mit neuen und Geschmacksnuancen zu kreieren, sind schier unendlich", sagt er.

Für die Zukunft hat sich die Customized Drinks GmbH einiges vorgenommen. Derzeit tüftelt man an einem glutenfreien Brauset. Außerdem sollen neue Geschäftsfelder im Ausland erschlossen werden. Hierfür wurde 2014 eine internationale Marke mit der Bezeichnung "Brewbarrel" etabliert. Weiteres Wachstum soll auch der Vertrieb von hochwertigen Lebensmittelzutaten wie Aromen bringen, die seit 2015 über einen Webshop erhältlich sind. Unter www.pure-flavours.com können Endverbraucher und Kleinunternehmen über 60 verschiedene Aromen für die Herstellung von Getränken und Lebensmitteln beziehen.

(24.3.2016)



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