Pflanzenschutzmittel im Bier
Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelmittelsicherheit (LAVES) hat 21 Vollbiere aus Deutschland und eins aus Belgien auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln getestet. In 18 Proben konnten entsprechende Spuren nachgewiesen werden.
Vier Biere, darunter ein Biobier, wiesen keine Rückstände auf. Zehn der untersuchten Bierproben enthielten ein Pflanzenschutzmittel, sechs Proben wiesen zwei Wirkstoffe auf und in zwei weiteren wurden jeweils drei Pestizidrückstände gefunden. In mehr als einem Drittel der Biere konnten also zwei oder mehr Wirkstoffe festgestellt werden. Am häufigsten fanden die Tester das Halmverkürzungsmittel Chlormequat (9mal) und das Totalherbizid Glyphosat (7mal).
Welche Biermarken geprüft wurden und wie groß die Rückstandsmengen waren, darüber machte das Landesamt keine Angaben. Nach Sicht der Behörde deutet das Ergebnis darauf hin, dass die im Hopfen- und Getreideanbau eingesetzten Pestizide offensichtlich den Brauprozess zumindest teilweise überstehen und in die fertigen Biere gelangen können.
Das Herbizid Glyphosat war im letzten und auch in diesem Jahr bereits bei zwei vom Umweltinstitut in München in Auftrag gegebenen Untersuchungen in mehreren Bieren gefunden worden (>mehr). Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte die Glyphosat-Spuren damals als nicht gesundheitsgefährdend eingestuft und in einer "Vorläufigen Einschätzung" mitgeteilt, dass solche Rückstände aus "wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar" seien, da es sich um ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel handelt. Selbst Mengen von rund 30 Mikrogramm, wie sie für ein paar Biere annähernd ermittelt worden waren, seien so niedrig, dass ein Erwachsener rund 1.000 Liter an einem Tag trinken müsste, um in gesundheitlich bedenklichem Maß Glyphosat aufzunehmen.
Der Brauer-Bund wies in einer Stellungnahme darauf hin, dass in Deutschland der Einsatz von Glyphosat beim Anbau von Getreide zu Brauzwecken nicht zugelassen ist. Gleichwohl könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich Rückstände auch in Braugetreide oder Braumalz nachweisen ließen, "da diese entweder durch Abdrift von zulässigen Anwendungen auf benachbarten landwirtschaftlichen Flächen oder den im Ausland bei Braugetreide teilweise zulässigen Einsatz von glyphosathaltigen Produkten verursacht sein können." Rund 50 Prozent des hierzulande verwendeten Braugetreides bzw. Braumalzes würden aus dem Ausland importiert, vor allem aus Frankreich und Dänemark.
Der Branchenverband betont, dass Brauereien in Deutschland – ebenso wie vorgelagerte Stufen der Malz- und Hopfenerzeugung – einen hohen Aufwand betreiben würden, um Rohstoffe für den Brauprozess auf mögliche Schadstoffe zu kontrollieren. Hierfür gebe es ein eigenes Monitoringsystem, das zeige dass die gemessenen Werte stets deutlich unter den Höchstgrenzen lägen. "Zu keiner Zeit konnten Überschreitungen der zulässigen Rückstandshöchstwerte bei Glyphosat festgestellt werden. Daneben gibt es staatliche Kontrollen und weitere Eigenkontrollen der Brauereien, die dafür Sorge tragen, dass keine Schadstoffe Eingang finden in die Produktion", so der Brauer-Bund.
Die Europäische Kommission will noch in diesem Jahr entscheiden, ob Glyphosat für weitere zehn Jahre zugelassen wird. Die Weltgesundheitsorganisation hat den Pestizidwirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa und die europäische Chemikalienagentur Echa halten es hingegen für unwahrscheinlich, dass von dem Mittel eine krebserregende Gefahr für den Menschen ausgeht.
(25.9.2017)
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