Radeberger wird Mehrweg-Schwindel vorgeworfen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft der Radeberger Braugruppe vor, Einwegflaschen als Mehrweg zu deklarieren und sich damit finanzielle Vorteile zu verschaffen. Konkret geht es um die Marke Corona Extra, die die Modelo Group in Mexiko braut und die Radeberger in Deutschland vertreibt.
Laut DUH werden die Flaschen - anders als von Radeberger behauptet - nicht zur Wiederbefüllung nach Mexiko zurückgeschickt. Hierzulande wird für jedes verkaufte Corona Bier der gängige Mehrwegsatz von 8 Cent Pfand fällig. Da es sich eigentlich um Einwegflaschen handele, müssten aber 25 Cent kassiert werden, so die DUH. Radeberger verschaffe sich durch den niedrigeren Pfandsatz letztendlich "einen erheblichen Verkaufsvorteil von über 4 Euro pro Bierkasten". Hinzu kommt, dass sich der Bierhersteller nach Auffassung der Organisation eigentlich an einem Rücknahmesystem für Einwegflaschen beteiligen müsste, was ebenfalls Kosten verursachen würde.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe, forderte, den deutschlandweiten Verkauf von Corona bis zu einer Klärung der Vorwürfe einzustellen. Radeberger verschaffe sich gesetzeswidrig einen unlauteren Wettbewerbsvorteil und verstoße außerdem gegen Umweltgesetze.
Die Radeberger-Gruppe hat auf die Vorwürfe umgehend reagiert und eine Erklärung vorgelegt, in der es heißt, dass alle leeren Flaschen von Antwerpen nach Mexiko zurückgebracht werden. Dort würden sie gereinigt, neu befüllt und anschließend wieder in Umlauf gebracht.
Soweit so gut. Nur: nach Deutschland kommen die Flaschen nicht zurück, wie Radeberger einräumte. Hier würde man Corona ausschließlich in neuen Flaschen anbieten, so der Konzern. Genau das könnte der deutschen Verpackungsverordnung widersprechen. In der heißt es, dass Verpackungen nur dann mit reduziertem Mehrwertpfand verkauft werden dürfen, wenn sie "nach Gebrauch mehrfach zum gleichen Zweck wiederverwendet (...) werden" - und zwar in Deutschland.
Radeberger drohen jetzt sogar steuerrechtliche Ermittlungen: Der Verband Private Brauereien Deutschland hat die hessische Finanzverwaltung aufgefordert, zu klären, ob die Braugruppe zu wenig Umsatzsteuer für verkaufte Bierflaschen made in Mexico gezahlt hat.
(15.7.2012)
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