Wieder Glyphosat in Bier gefunden
Das Umweltinstitut München hat erneut 14 der absatzstärksten Biere in Deutschland auf Rückstände des Pestizids Glyphosat testen lassen. In allen Gerstensäften wurden geringe Mengen des Unkrautvernichtungsmittels gefunden. Sie waren aber deutlich geringer als bei einer ähnlichen Untersuchung vor rund anderthalb Jahren. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besteht keine Gefahr für die Gesundheit. Nach Ansicht der Deutschen Brauer-Bunds ist die Seriosität der Untersuchung "ernsthaft zu hinterfragen".
Beim Umweltinstitut München handelt es sich um einen Verein, der sich gegen Atomkraft, für gentechnikfreies Essen, eine nachhaltige Energiewende und für den ökologischen Landbau einsetzt. Anfang 2016 hatte das Institut im Labor 14 Flaschenbiere, die man zuvor in Supermärkten erworben hatte, auf Glyphosat prüfen lassen und in allen Spuren des Stoffes gefunden (>Artikel mit weiteren Informationen). Die meisten Rückstände stellte man in der Variante Hasseröder Pils fest. Hier wurden 29,74 Mikrogramm pro Liter nachgewiesen. Mit 0,46 Mikrogramm am wenigsten enthielt das Helle von Augustiner. Der Durchschnitt lag bei 7,6 Mikrogramm pro Liter.
Bei einem erneuten Test wurde jetzt in denselben Bieren ein im Mittel um 80 Prozent niedrigerer Glyphosat-Anteil von 1,7 Mikrogramm gemessen. Der Höchstwert lag bei 5,1 Mikrogramm. Das Umweltinstitut räumt zwar ein, dass die ermittelten Mengen niedrig sind, betont aber gleichzeitig, dass sie bei allen untersuchten Gerstensäften über dem Grenzwert für Trinkwasser lägen, der in Deutschland 0,1 Mikrogramm betrage. Für Bier gebe es keine offizielle Obergrenze. Dass der Anteil im Vergleich zur ersten Untersuchung gesunken ist, führt das Umweltinstitut laut einer Pressemitteilung darauf zurück, dass einige Brauereien beim Einkauf von Braugerste heute offenbar besser aufpassten. Bei der Organisation geht man davon aus, dass das Glyphosat über beim Brauprozess verwendetes Getreide ins Bier gelangt ist. Gerade beim konventionellen Getreideanbau sei der Einsatz großer Mengen des Unkrautvernichters an der Tagesordnung. Der Stoff habe unter anderem bereits in Backwaren nachgewiesen werden können. Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) steckt Glyphosat auch in Brötchen, Obst, Gemüse, Nudeln und anderen Lebensmitteln.
Glyphosat wird von Monsanto hergestellt. Über den Einsatz des Herbizids wird derzeit diskutiert. Die Weltgesundheitsorganisation hat den Pestizidwirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa und die europäische Chemikalienagentur Echa halten es hingegen für unwahrscheinlich, dass von dem Mittel eine krebserregende Gefahr für den Menschen ausgeht. In diesem Jahr läuft die EU-weite Zulassung aus. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, sie um zehn Jahre zu verlängern.
Keine Gefahr für die Gesundheit
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bereits die beim ersten vom Umweltinstitut in Auftrag gegebenen Test vor rund anderthalb Jahren ermittelten Glyphosat-Spuren als nicht gesundheitsgefährdend eingestuft. In einer "Vorläufigen Einschätzung" hatte das BfR damals mitgeteilt, dass die Rückstände im Bier aus "wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar" seien, da es sich um ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel handelt. Selbst Mengen von rund 30 Mikrogramm, wie sie für ein paar Biere annähernd ermittelt worden waren, seien so niedrig, dass ein Erwachsener rund 1.000 Liter an einem Tag trinken müsste, um in gesundheitlich bedenklichem Maß Glyphosat aufzunehmen.
Brauerbund zweifelt an Seriosität der Untersuchung
Wie nach der ersten Untersuchung hat der Deutsche Brauer-Bund auch nach dem aktuellen Test eine Stellungnahme herausgegeben. "Wie bereits nach der Stichprobe 2016 liegen auch für 2017 keine detaillierten Untersuchungsergebnisse vor, auch sind die Analysemethoden des privaten Instituts nicht hinreichend belegt", heißt es darin. Und weiter: "Deshalb ist die Seriosität auch der neuerlichen Untersuchung ernsthaft zu hinterfragen." Das Umweltinstitut habe bereits in seiner ersten Veröffentlichung angemerkt, dass sich Spuren von Glyphosat "inzwischen fast überall" finden ließen. Auch in Bio-Lebensmitteln habe das Pestizid bereits nachgewiesen werden können. Glyphosat sei seit Jahrzehnten als Wirkstoff in einer Reihe von in Deutschland und weltweit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln enthalten, aus deren Anwendung sich bekanntlich Rückstände in Ernteprodukten und Lebensmitteln ergeben könnten. "Eine Vielzahl von amtlichen und nichtamtlichen Studien hat diese Spuren für gesundheitlich unbedenklich erklärt. " Die Münchner Organisation wolle mit ihren Veröffentlichungen offensichtlich auf die laufende Diskussion über die Verlängerung der Zulassung für Glyphosat Einfluss nehmen.
Glyphosat bei Braugerste-Anbau nicht zugelassen
Der Brauer-Bund weist darauf hin, dass in Deutschland der Einsatz von Glyphosat beim Anbau von Getreide zu Brauzwecken nicht zugelassen ist. Gleichwohl könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich Rückstände auch in Braugetreide oder Braumalz nachweisen ließen, "da diese entweder durch Abdrift von zulässigen Anwendungen auf benachbarten landwirtschaftlichen Flächen oder den im Ausland bei Braugetreide teilweise zulässigen Einsatz von glyphosathaltigen Produkten verursacht sein können." Rund 50 Prozent des hierzulande verwendeten Braugetreides bzw. Braumalzes würden aus dem Ausland importiert, vor allem aus Frankreich und Dänemark.
Der Brauer-Bund betont, dass Brauereien in Deutschland – ebenso wie vorgelagerte Stufen der Malz- und Hopfenerzeugung – einen hohen Aufwand betreiben würden, um Rohstoffe für den Brauprozess auf mögliche Schadstoffe zu kontrollieren. Hierfür gebe es ein eigenes Monitoringsystem, das zeige dass die gemessenen Werte stets deutlich unter den Höchstgrenzen lägen. "Zu keiner Zeit konnten Überschreitungen der zulässigen Rückstandshöchstwerte bei Glyphosat festgestellt werden. Daneben gibt es staatliche Kontrollen und weitere Eigenkontrollen der Brauereien, die dafür Sorge tragen, dass keine Schadstoffe Eingang finden in die Produktion", schreibt der Verband .
Weiter heißt es in der Stellungnahme: "Ein Richtwert für Lebens- und Genussmittel wie etwa Bier existiert nicht. Die vom Münchner Umweltinstitut beauftragte Studie erscheint schon deshalb fragwürdig, weil sie das gebraute Bier – ein Lebensmittel, das aus Getreide hergestellt wird – unzulässigerweise mit Trinkwasser vergleicht. Auch wird hier von einem "Grenzwert" gesprochen, obwohl es für Trinkwasser lediglich einen "Vorsorgewert" gibt, der aber keinerlei Aussage zur gesundheitlichen Bedeutung trifft. Im Übrigen ist selbst der Vorsorgewert für Babynahrung höher als jener für Trinkwasser."
(28.8.2017)
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