Jahresrückblick: Was 2016 im Zusammenhang mit Bier und Alkohol passiert ist

Bier
2016 ist wieder einiges im Zusammenhang mit Bier und Alkohol passiert.
Bügelflaschen
Bier wurde zuletzt wieder häufiger in Bügelflaschen verkauft.
European Beer Star
Bei Wettbewerben wie dem European Beer Star gab es Auszeichnungen für Biere und Brauer aus der ganzen Welt (Foto: NuernbergMesse / Thomas Geiger).
Belgisches Bier
Die UNESCO hat die belgische Bierkultur zum Weltkulturerbe erklärt.
Briefmarke zum Reinheitsgebot
Sonderbriefmarke zum Jubiläum "500 Jahre Reinheitsgebot" (Bildquelle: Deutscher Brauer-Bund)

Eine Brauerei nimmt eine Bierpipeline in Betrieb, das Reinheitsgebot wird 500 Jahre alt, die UNESCO erklärt die belgische Bierkultur zum Weltkulturerbe, Budweiser wird umbenannt, Frauen trinken laut einer Studie mittlerweile wie Männer, Deutschland bleibt "Bierbrau-Europameister" - 2016 ist wieder einiges im Zusammenhang mit Bier und Alkohol passiert. In einem Jahresrückblick haben wir ein paar Ereignisse, wirtschaftliche Entwicklungen und neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft zusammengefasst, über die wir in den letzten zwölf Monaten berichtet haben.

Anfang des Jahres meldeten kanadische Wissenschaftler, dass sie ein Bier aus einer Flasche probiert haben, die ein Taucher in der Bucht von Halifax gefunden hatte. Das Gebräu ist wahrscheinlich bereits zwischen 1872 und 1890 entstanden, war aber noch genießbar. Nach Angaben der Forscher roch der historische Gerstensaft nach Schwefel, schmeckte bitter und salzig, auch Kirsch-, Minze- und Eichennoten habe man wahrnehmen können. Alles in allem sei er aber trinkbar gewesen ...

Trinkbar ist offenbar auch ein Bier, das Wissenschaftler der Hochschule Luzern mit Hefe brauen ließen, die in der Schwerelosigkeit gezüchtet wurde. 1.500 Liter der Kreation mit dem Namen "Space Bier" sollen jetzt in den Verkauf gehen.

Im September nahm die Brauerei De Halve Maan eine Bierpipeline in Betrieb. Die Leitung, durch die pro Stunde 4.000 Liter Bier gepumpt werden können, verläuft unterirdisch und verbindet den Produktionsstandort des Unternehmens in der Altstadt von Brügge (Belgien) mit der firmeneigenen Abfüllanlage, die sich etwa drei Kilometer entfernt in einem Außenbezirk befindet. Rund 4 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, das dazu beitragen soll, Verkehr und Lärm im Zentrum von Brügge zu reduzieren.

Anfang Dezember hat die UNESCO Belgiens Bierkultur zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Zur Begründung hieß es unter anderem, dass Brauer in dem Land knapp 1.500 Biersorten produzieren und Gerstensäfte gleichermaßen im Alltag und bei festlichen Anlässen eine Rolle spielen. Darüber hinaus würden sie zum Kochen oder zur Herstellung von speziellem Käse eingesetzt.

Ebenfalls im Dezember wurde bekannt, dass Kuba angeboten hat, Schulden in Höhe von 276 Millionen US-Dollar, die es bei Tschechien noch aus der Zeit des Kalten Krieges hat, mit Rum zu begleichen. Ob der Deal zustande kommt, ist fraglich. Aus dem tschechischen Finanzministerium hieß es, man bestehe darauf, dass Kuba zumindest einen Teil der Verbindlichkeiten mit harter Währung bezahlt.

Mitte des Jahres stellte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium seinen Verbraucherschutzbericht vor. Darin steht, dass jede zehnte Fassbier-Probe, die Kontrolleure 2015 in Kneipen und Gaststätten in Niedersachsen genommen haben, "auffällige Keimgehalte" aufwies. Die Hersteller trifft keine Schuld. Die Brauereien würden ihr Bier in der Regel in einwandfreiem hygienischem Zustand in luftdicht verschlossenen Fässern ausliefern, heißt es in dem Report. Ursache für die Keimbelastung seien "zumeist hygienische Mängel infolge unzureichender Reinigung und Desinfektion der Getränkeschankanlagen".

Mehr Nachfrage nach Bügelflaschen und Dosenbier
Bügelflaschen werden wieder beliebter, meldete im Juni das Markforschungsunternehmen Nielsen. Ihr Marktanteil bei Bierverkäufen von Super- und Getränkemärkten ist demnach seit 2014 von 5,2 auf 5,9 Prozent gestiegen. Absätze von Discountern wie Aldi und Lidl sind in den Zahlen nicht berücksichtigt. Den Zuwachs erklärt Nielsen damit, dass die Verbraucher vermehrt zu Bieren regionaler Brauereien greifen, die häufiger in Bügelflaschen angeboten werden. Die Verbreitung von Bügelflaschen war lange rückläufig. Sie sind nicht nur in der Herstellung teurer als ihre mit Kronkorken versehenen "Schwestern". Auch die Reinigung und Wiederbefüllung ist mit höheren Kosten verbunden und außerdem zeitaufwändiger.

Auch Dosenbier erfährt derzeit eine Renaissance. Nach der Einführung des Dosenpfands im Jahr 2003 war der Absatz zunächst stark gesunken. Mittlerweile zieht er wieder an ...

Kölner und Düsseldorfer können Kölsch und Alt nicht unterscheiden
In Köln und Düsseldorf wird gern und leidenschaftlich über die jeweilige Nachbarstadt und das für diese typische Bier gelästert. Dass es für die Bewohner der beiden Städte aber alles andere als leicht ist, Kölsch und Altbier vom Geschmack her zu unterscheiden, stellte sich bei einer Blindverkostung heraus, zu der die Universität Düsseldorf 100 Kölner und Düsseldorfer antreten ließ. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Lediglich 55,5 Prozent der Düsseldorfer und 54,4 der Kölner erkannten die Biersorte, mit der sie es zu tun hatten. Die Quote liege "auf Zufalls- bzw. Rateniveau", so das Fazit der Test-Initiatoren.

500 Jahre Reinheitsgebot
Am 23. April hatte das Bayerische Reinheitsgebot "Geburtstag". Genau 500 Jahre zuvor hatten es die Herzöge Wilhelm IV und Ludwig X in Ingolstadt erlassen und vorgeschrieben, dass Bier ausschließlich mit Wasser, Gerste und Hopfen gebraut werden darf. Das Jubiläum wurde groß gefeiert: Eine "Bayerische Landesausstellung" in Aldersbach widmete sich dem Thema und zog fast 170.000 Besucher an, in ganz Deutschland veranstalteten Brauereien Feste und andere Events, Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach bei einem Festakt in Ingolstadt, das Finanzministerium gab eine Sonderbriefmarke heraus und, und, und …

Bier darf nicht als "bekömmlich" beworben werden
Vor Gericht landete ein Streit darüber, ob Bier mit dem Begriff "bekömmlich" beworben werden darf. Anlass ist eine Auseinandersetzung zwischen dem Berliner Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) und der in Leutkirch (Baden-Württemberg) ansässigen Brauerei Härle. Die hatte auf ihrer Website Biere aus ihrem Sortiment als "bekömmlich" beschrieben, woraufhin der VSW eine einstweilige Verfügung erwirkte, die die Bewerbung mit dem Begriff untersagte. Der Fall wurde vor dem Landgericht Ravensburg und später vor dem Oberlandesgericht Stuttgart verhandelt. Die Richter argumentierten, dass es sich bei dem Begriff "bekömmlich" um eine gesundheitsbezogene Angabe handele und solche laut einer EU-Verordnung im Zusammenhang mit alkoholischen Getränken verboten sind. Das Wort "bekömmlich" gelte im allgemeinen Sprachverständnis als Synonym für "gesund" und bringe die Verträglichkeit für den Körper und seine Funktionen zum Ausdruck. Für die Bewerbung von Bier dürfe es nicht verwendet werden.

Budweiser wurde umbenannt und Fusion der größten Braukonzerne der Welt
Patriotisch gab sich im Vorfeld der US-Wahlen Anheuser-Busch InBev, der größte Brauereikonzern der Welt. Von Ende Mai bis zum Wahlabend im November benennt er seine Marke Budweiser, das meistverkaufte Bier in den USA, in "America" um. Man wolle den "patriotischsten Sommer, den es je gab", zelebrieren, verkündete das multinationale Unternehmen, das seinen Hauptsitz in Belgien hat. Ziel der Aktion sei es, Biertrinker zu inspirieren, "von Amerika und Budweiser geteilte Werte wie Freiheit und Authentizität zu feiern" ...

Richtig Schlagzeilen machte Anheuser-Busch InBev 2016 durch die Übernahme von SABMiller, Nummer zwei auf dem globalen Biermarkt. Nach einigem Hin und Her und kam das Geschäft zustande. AB InBev bezahlt rund 94 Milliarden Euro für seinen schärfsten Konkurrenten. Wettbewerbsbehörden genehmigen die Fusion schließlich unter Auflagen. Zahlreiche Marken wie Peroni, Pilsner Urquell Grolsch, Tyskie und Lech müssen abgegeben werden. Einige von ihnen übernimmt die japanische Brauereigruppe Asahi. 2015 stammte etwa jedes dritte Bier, das weltweit gebraut wurde, von AB InBev oder SABMiller.

Deutschland bleibt Bierbrau-Europameister
Für die deutschen Fußballer hat es bei der Europameisterschaft im Juni und Juli in Frankreich nicht zum Titel gereicht. Immerhin ist und bleibt Deutschland aber unangefochtener "Bierbrau-Europameister", wie aus dem "Barth-Bericht" hervorgeht, den die Barth-Haas Group im Juli vorstellte. Der Nürnberger Hopfenhändler veröffentlicht jedes Jahr Zahlen zum globalen Biermarkt. 95,6 Millionen Hektoliter Bier (349.000 Hektoliter mehr als 2014) haben die Brauer im Bundesgebiet demnach 2015 hergestellt. Platz zwei in Europa belegt laut Barth-Bericht Russland (Produktion 2015: 78,2 Millionen Hektoliter) vor Großbritannien (44 Millionen Hektoliter), Polen (39,8 Millionen Hektoliter) und Spanien (34,7 Hektoliter). Im internationalen Vergleich ist Deutschland die fünftgrößte Braunation. Die globale Bierproduktion ist 2015 zum zweiten Mal in Folge gesunken und lag bei 1,963 Milliarden Hektolitern (-1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Bei 2 bis 3 Prozent aller Gerstensäfte, die gebraut wurden, handelte es sich nach Angaben der Barth-Haas Group um Craft Beer.

Die fünf größten Braukonzerne der Welt haben es 2015 auf einen globalen Marktanteil von mehr 53 Prozent gebracht. 83,5 Prozent aller Biere, die weltweit getrunken wurden, stammten von den 40 führenden Unternehmen. Deutschlandweit hat mit rund 11,8 Millionen Hektolitern die zum Dr. Oetker-Konzern gehörende Radeberger Gruppe am meisten Bier gebraut. Mit einem Weltmarktanteil von 0,6 Prozent belegt das Unternehmen im internationalen Vergleich Platz 23. Mit Oettinger auf Rang 25, der TCB Beteiligungsgesellschaft mbH (Platz 30) Bitburger (Platz 32), Krombacher (Platz 36), der Brau Holding International (Platz 37) und Warsteiner (Platz 40) finden sich sechs weitere Unternehmen aus Deutschland unter den 40 größten Herstellern der Welt. Zusammen erreichten sie einen Weltmarktanteil von 2,7 Prozent.

Auszeichnungen erhielten Biere aus der ganzen Welt ...
... 2016 bei mehreren großen Wettbewerben, beispielsweise dem World Beer Cup (USA), den World Beer Awards (Großbritannien), dem International Craft Beer Award des Meininger Verlags, dem European Beer Star (Deutschland) und der Brussels Beer Challenge (Belgien).

Mehr als 120 Piloten wegen Alkohol aus dem Verkehr gezogen
Natürlich haben sich auch 2016 kuriose und skurrile Vorfälle im Zusammenhang mit Bier und Alkohol ereignet. Wegen des Verdachts auf Trunkenheit zog die Polizei im Juli in Glasgow zwei Piloten aus dem (Flug-)Verkehr. Die beiden sollten Passagiere mit einem Airbus A310 der kanadischen Fluggesellschaft Air Transat nach Toronto bringen. Der britische Independent berichtete, das Bordpersonal habe die Piloten verdächtigt, unter Alkoholeinfluss zu stehen und kurz vor dem Start die Polizei informiert. Anschließend seien sie festgenommen worden.

In Indien hat man laut Medienberichten zwischen Januar und Juli bei Medizinchecks sogar bei 26 Piloten vor dem Start Promille gemessen. Über die letzten drei Jahre gerechnet gab es angeblich sogar 122 Piloten, die nicht abheben durften, weil sie Alkohol im Blut hatten ...

Im Juli verständigte ein Mann aus Sauerlach (Bayern) die Polizei, weil sein Bier anders schmeckte als gewohnt. Der 66-Jährige kam auf die Polizeiinspektion in Unterhaching und erzählte, aus einer Flasche Bier mit verdächtig bitterem Geschmack getrunken zu haben. Er war der Meinung, man habe ihm ein vergiftetes Gebräu untergeschoben und wollte Anzeige erstatten.

Da kam einiges zusammen: In Gelenau (Sachsen) hat die Polizei Mitte Oktober einen Autofahrer gestoppt, weil das rechte Vorderrad seines Wagens nur noch auf der Felge fuhr. Bei der anschließenden Kontrolle stellte sich heraus, dass das Fahrzeug nicht zugelassen war und die Kennzeichen von einem anderen Auto stammten. Laut Polizeiangaben stand der 22-jährige Fahrer außerdem unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Einen Führerschein besaß er nicht. Der Schaden am Vorderrad stammte von einem Unfall, der sich zuvor ereignet hatte ...

Dicke Kellner verkaufen mehr alkoholische Getränke
Bier und Alkohol waren auch 2016 Gegenstand verschiedener Studien. Bei übergewichtigen Kellnern bestellen Restaurantbesucher mehr Essen und mehr alkoholische Getränke als bei dünneren Kollegen, fanden deutsche und US-amerikanische Wissenschaftler heraus, die für eine Studie in 60 Restaurants das Verhalten der Gäste beobachteten. Die Forscher gehen davon aus, dass Gäste nicht so sehr an ihr eigenes Gewicht denken, wenn sie von fülligen Personen bedient werden.

Frauen trinken mittlerweile wie Männer, sagen australische Forscher. Früher haben die Damen in den westlichen Industrieländern ihren Angaben zufolge noch deutlich weniger Alkohol zu sich genommen. Mittlerweile konsumieren sie in etwa gleich viel wie die Herren der Schöpfung.

Eheleute, die gemeinsam Alkohol konsumieren, sind statistisch betrachtet zufriedener mit ihrer Beziehung, als wenn ein Partner allein trinkt, so das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Michigan. Glücksgefühle entstünden aber nicht etwa durch den Alkohol, sondern dadurch, dass man gemeinsam Zeit verbringt und etwas unternimmt.

Dass mäßiger, aber regelmäßiger Alkoholkonsum vor Herzerkrankungen schützt, davon gehen norwegische Forscher aus. Zum gleichen Ergenis kam ein Team chinesischer und US-amerikanischer Wissenschaftler.

Der Pegel der anderen
Wie betrunken man sich fühlt, hängt auch davon ab, wie hoch der Pegel der Menschen ist, die einen umgeben. Das behaupteten britische Wissenschaftler, nachdem sie 1.862 Partygänger beim Feiern begleitet hatten. Waren sie von Mitmenschen umgeben, die mehr gebechert hatten als sie selbst, stuften sie ihren Blutalkoholwert vergleichsweise niedrig ein. Hatte der Großteil der anderen Gäste hingegen weniger gezecht als sie selbst, fühlten sich die Probanden stärker alkoholisiert ...

(20.12.2016)

Bierquiz

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